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Schwerbehindertengesetz: Gleichstellung am Arbeitsplatz in der Praxis

Gleichstellung am Arbeitsplatz hat oberste Priorität, um Diskriminierung zu vermeiden. Schließlich hat jeder Arbeitnehmer die Chance darauf verdient, einen Job anzunehmen und auszuüben, der ihn erfüllt und seinen Lebensunterhalt sichert. Damit Menschen mit Handicap nicht benachteiligt werden, gibt es das Schwerbehindertengesetz, das für faire Bedingungen sorgt und die reibungslose, effiziente Zusammenarbeit regelt. Inklusion ist ein wichtiges Thema, das in den Betrieben und auf dem Arbeitsmarkt selbstverständlich sein sollte.

In Deutschland gibt es 7,8 Millionen Schwerbehinderte, den Großteil machen Menschen zwischen 55 und 74 Jahren aus.

Vorgesetzte sollten schwerbehinderte Mitarbeiter dazu motivieren, sich ins Team zu integrieren und ihre Sichtweisen einzubringen. Davon kann die ganze Belegschaft profitieren und der Workflow produktiver vonstattengehen. Einstellen auf neue Situationen ist aus der Perspektive behinderter Beschäftigter ein Gewinn für das Team und steuert maßgeblich den Erfolgskurs des gesamten Unternehmens.

Ab welchem Grad spricht man von Schwerbehinderung?

Eine Schwerbehinderung wird amtlich bescheinigt. Dazu gibt es eine Skala mit Stufen von 1-100.  Ab einem GdB von 50 beurteilt das zuständige Versorgungsamt den Antragsteller als schwerbehindert. Dieser Einteilung gehen meist mehrere medizinische Untersuchungen voraus. Wer als schwerbehindert eingestuft wird, erhält ei­nen Schwer­be­hin­der­ten­aus­weis. Grundvoraussetzung für den Erhalt ist außerdem, dass Du in Deutschland wohnst und arbeitest.

Welche Arten von Schwerbehinderung gibt es?

  • Körperliche Behinderung
  • Geistige Behinderung
  • Verhaltensstörung
  • Hörbehinderung
  • Sehbehinderung
  • Sprachbeeinträchtigung
  • Lernbehinderung
  • Schwerstbehinderung
  • Multiple Behinderung

Warum gibt es das Schwerbehindertengesetz?

Das Schwerbehindertengesetz dient der Förderung und Unterstützung von behinderten Menschen. Es inkludiert auch den Schutz behinderter oder von Behinderung bedrohten Menschen in Bezug auf ihre Selbstbestimmung und Lebensqualität. Ein elementarer Punkt ist der soziale Aspekt und das gleichberechtigte Teilnehmen am geselligen Leben. Dieses Gesetz soll Benachteiligungen aufdecken und vermeiden. Das Schwerbehindertengesetz wacht also über die Inklusion und kontrolliert, ob alles zum Wohle der Schwerbehinderten eingehalten wird.

Was beinhaltet das Schwerbehindertengesetz?

Seit 2001 ist § 2 Abs. 2 Neuntes Sozialgesetzbuch (SGB IX) bindend in Bezug auf die Rechte von Schwerbehinderten. Grundbedingung dafür ist jedoch, dass der/die Betroffene einen dauerhaften Wohnsitz in Deutschland ha. Darüber hinaus ist gemäß dem Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) untersagt, schwerbehinderte oder behinderte Arbeitnehmer aufgrund ihrer Einschränkung zu benachteiligen. Schon beim Recruiting und der Einstellung sind Arbeitgeber dazu verpflichtet, den Kandidaten in keiner Form zu benachteiligen.


Dies gilt außerdem während des bestehenden Arbeitsverhältnisses sowie

  • Bei geplanten oder optionalen Beförderungen
  • Beim Ergreifen höherer Positionen
  • Bei Weiterbildungsmaßnahmen
  • Bei Kündigung des Arbeitsverhältnisses

Nach Paragraphen gegliedert setzt sich das Schwerbehindertengesetz aus drei Teilen zusammen:

  •  (§§ 1 bis 89):
    Regelungen für behinderte Menschen und von Behinderung bedrohte
  •  (§§ 90 bis 150):
    Eingliederungshilferecht
  • Teil 3 (§§ 151 bis 241):
    (Schwerbehindertenrecht)

Wie viele Schwerbehinderte muss ein Betrieb beschäftigen?

Arbeitgeber, die 20 oder mehr Angestellte beschäftigen, sind dazu verpflichtet, mindestens 5 Prozent der freien Stellen an schwerbehinderte Bewerber zu vergeben. Außerdem ist es unverzichtbar, dass die Bedingungen am Arbeitsplatz behindertengerecht sind. Das Ziel ist, dass Schwerbehinderte ihre Kenntnisse und beruflichen Erfahrungen optimal einsetzen können. Arbeitszeiten und Arbeitsumfang müssen vorteilhaft für den schwerbehinderten Mitarbeiter sein und auf seine Konstitution abgestimmt werden. Dabei sind auch die persönlichen Bedürfnisse und Entfaltungsmöglichkeiten des Beschäftigten zu berücksichtigen. Der Arbeitsplatz muss zudem behindertentauglich eingerichtet sein, manchmal ist dafür eine spezielle technische Ausstattung nötig. In diesem Fall kann der Arbeitgeber Fördergelder von der Bundesagentur für Arbeit bekommen, um die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Probearbeiten als Schwerbehinderter- lohnt sich das?

Es gibt auch die Möglichkeit des Probearbeitens, um auszuloten, ob die Arbeitsstelle das Richtige für den schwerbehinderten Bewerber ist. Das Probearbeiten kommt beiden Seiten entgegen. Die/der Schwerbehinderte kann die Tätigkeit in aller Ruhe testen und der Arbeitgeber kann die Kosten von der Bundesagentur für Arbeit auf Antrag erstattet bekommen.

Du bist schwerbehindert und interessierst Dich für eine firmeninterne oder externe Weiterbildung? Sprich Deine Chefin oder Deinen Chef darauf an- Dein Arbeitgeber kann einen Zuschuss von der BA erhalten. Von daher profitieren beide Seiten.

Sollte ich meine Schwerbehinderung bei der Einstellung mitteilen?

Schwerbehinderte sind nicht dazu verpflichtet, ihre Schwerbehinderung kundzutun. Der Arbeitgeber darf im Bewerbungsgespräch nicht danach fragen, ob eine Schwerbehinderung vorliegt. Auch innerhalb der ersten sechs Arbeitsmonate ist diese Frage vonseiten des Vorgesetzten tabu. Besteht das Arbeitsverhältnis bereits sechs Monate, ist der Arbeitgeber allerdings dazu berechtigt, die Frage zu stellen. Schließlich geht es unter anderem um zusätzlichen Urlaub, auf den die/der Schwerbehinderte Anspruch hat oder auch die Bereitstellung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes mit dem entsprechenden Equipment.

Wie viele Urlaubstage haben Schwerbehinderte?

Schwer­be­hin­der­te Mitarbeiter haben das Anrecht auf fünf zusätz­li­che Urlaubstage pro Jahr. Arbeitnehmern in Teilzeit mit Schwerbehinderung steht anteilig Mehrurlaub zu.

Haben schwerbehinderte Beschäftigte Anspruch auf Teilzeit?

Arbeitnehmer mit Schwerbehinderung dürfen auf ihr Recht auf Teilzeit pochen, wenn ihre Behinderung eine reduzierte Arbeitszeit nötig machen. Dem Arbeitgeber kommt es zugute, wenn Schwerbehinderte Teilzeitverträge fordern. Falls die Firmenleitung die Einrichtung von Teilzeitarbeitsplätzen forciert, beteiligen sich die Integrationsämter an den Kosten.

Kann ich als Schwerbehinderter gekündigt werden?

Hier greift das Kündigungsschutzgesetz (KSchG). Der Kündigungsschutz startet sechs Monate nach der Arbeitsaufnahme. Sollte der Arbeitgeber eine Kündigungsabsicht hegen, regelt die Beweislastumkehr die weitere Vorgehensweise und eventuelle Berechtigung. Ziel ist, eine Diskriminierung des schwerbehinderten Arbeitnehmers auszuschließen.

Schwerbehinderte sind aber nicht automatisch unkündbar.Davon sind auch Gleichgestellte betroffen. Bevor jedoch eine Kündigung erfolgen kann, muss diese vom Amt für Integration für korrekt erklärt und anerkannt werden. Dieses Inklusionsamt kontrolliert die Berechtigung von Kündigungen durch den Arbeitgeber und achtet darauf, dass die Integration beeinträchtigter Mitarbeiter eingehalten wird. In jedem Bundesland existieren mehrere verantwortliche Inklusionsämter. Darüber hinaus muss die Schwerbehindertenvertretung angehört werden, wenn die Entlassung eines schwerbehinderten Mitarbeiters ansteht.

Anders ist es, wenn der Arbeitsvertrag befristet ist oder beide Parteien sich einigen und ein Aufhebungsvertrag unterschrieben wird. Auch wenn der schwerbehinderte Mitarbeiter selbst kündigt, ist dies ohne Weiteres möglich.

Was versteht man unter Gleichgestellte?

Ob eine Gleichstellung gegebenist, prüft die Bundesagentur für Arbeit. Eine Gleichstellung gegenüber einer Schwerbehinderung liegt dann vor,  wenn die Behinderung auf der Skala bei mindestens 30 und unter 50 liegt. Gleichgestellte genießen auch einen besonderen Status und können nicht so einfach gekündigt werden. Sie haben denselben Kündigungsschutz wie Schwerbehinderte.

Unterschied: Gleichgestellte bekommen keinen Zusatzurlaub wie Schwerbehinderte.

Weitere Voraussetzungen für eine Gleichstellung sind:

  • Du lebst und arbeitest in Deutschland.
  • Ohne Gleichstellung könntest Du keinen passenden Arbeitsplatz finden.
  • Die Gleichstellung ist wichtig, um Deinen Arbeitslatz nicht zu verlieren.
  • Die Bundesagentur für Arbeit hat die Gleichstellung anerkannt.

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