Wenn ein Arbeitsverhältnis endet, hat dieses Dokument einen hohen Stellenwert: das Arbeitszeugnis. Dieses qualifizierte Zeugnis ist gewissermaßen die Visitenkarte für Deine nächste Bewerbung in der Handwerksbranche. Umso wichtiger ist es, dass Dein Chef sich daran hält, Deine arbeitstechnische Beurteilung und Dein Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten wohlwollend und korrekt zu formulieren. Die darin vergebenen Noten sagen aus, wie gut der Mitarbeiter die ihm übertragenen Tätigkeiten erledigte oder ob noch Luft nach oben war. Damit nichts schiefgeht, ist schon bei der Kündigung von beiden Seiten Fairness, Aufrichtigkeit und Professionalität gefragt. Ein schlechtes Zeugnis kann Dir nämlich Deine berufliche Zukunft verbauen und Deine Karrierechancen drastisch mindern.

Arbeitszeugnis und die Fristen – Wie lange darf es dauern, bis ich mein Arbeitszeugnis bekomme?

Dein Chef ist gesetzlich dazu verpflichtet, Dir ein Arbeitszeugnis aufgrund der Kündigung auszustellen. Vorausgesetzt, Du warst mindestens sechs Monate für das Unternehmen tätig. Mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses geht der Anspruch auf ein Zeugnis einher – der Mitarbeiter muss dieses jedoch bei seinem Arbeitgeber verlangen. Am besten forderst Du Dein Arbeitszeugnis im Zuge Deiner schriftlichen Kündigung gleich mit an. Beschäftigte, die gekündigt haben oder gekündigt wurden, sollten ihr Zeugnis innerhalb 14 Tagen erhalten. Solltest Du Dein Arbeitszeugnis nach wiederholter Anforderung nicht bekommen, kannst Du es vor Gericht einklagen. 

Arbeitgeber sind dazu angehalten, dem Arbeitnehmer 14 Tage nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein fehlerfreies, lückenloses Arbeitszeugnis zu erstellen. Falls dieses den Arbeitnehmer nicht postalisch erreicht, hat der Arbeitgeber die Pflicht, es drei Jahre lang aufzuheben. 

Wie lange kann ich ein Arbeitszeugnis anfordern?

Bitte Deinen Arbeitgeber frühzeitig um Dein Arbeitszeugnis, denn die Erstellung ist mit einigem Aufwand verbunden. So hat Dein Chef genügend Vorlaufzeit und kann planen. Ideal ist es, wenn Du Dein Arbeitszeugnis schon am vorletzten Arbeitstag anforderst. Du hast ein Zwischenzeugnis? Dies hilft dem Personaler sehr und ist eine Zeitersparnis für ihn. Du profitierst ebenfalls davon, denn auf diese Weise bekommst Dein Zeugnis schneller. Darüber hinaus kannst Du sicher sein, dass alle wichtigen beruflichen Stationen darin dokumentiert sind. Die Alternative: Du schreibst all Deine erfolgreich erledigten Tätigkeiten sowie Positionen zusammen und legst diese dem Personaler vor. 

Arbeitnehmer können in der Regel drei Jahre nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ihr Zeugnis vom Arbeitgeber anfordern. Solltest Du als Arbeitnehmer von diesem Recht keinen Gebrauch machen, ist es möglich, dass dieser Anspruch erlischt. Dies kann schon nach sechs Monaten oder einem Jahr der Fall sein. Wenn Du Dein einfaches oder qualifiziertes Arbeitszeugnis verzögert beantragst, greift die Verjährungsfrist gemäß § 195 BGB. Diese beträgt drei Jahre. Es gibt allerdings einen Haken: Wenn Du Dein Zeugnis verspätet anforderst, also lange Zeit passiv geblieben bist, kann es sein, dass die Ausstellung Deines Zeugnisses durch Deinen Arbeitgeber als nicht mehr zumutbar beurteilt wird.

Wie können einzelne Ausdrücke im Arbeitszeugnis übersetzt werden?

Das Arbeitszeugnis ist ein Buch mit sieben Siegeln für Dich? Wir helfen Dir beim Entschlüsseln und erklären Dir hier, wie Du den Code knackst. Zunächst haben die berufsspezifischen Schilderungen eine elementare Bedeutung. Wenn die Formulierung Deines Arbeitszeugnisses einwandfrei ist, finden sich darin die speziellen Anforderungs- und Leistungsprofile oder Besonderheiten dieses Handwerks. Der Chef muss alle Tätigkeiten aufführen, die Du verrichtet hast und diese komplett beschreiben. Daneben steht normalerweise, wie gut Du in deren Ausführung warst. Wenn Du eine Stelle mit Prokura oder Personalverantwortung bekleidet hast, gehört das auch dorthin. 

Falls im Arbeitszeugnis von Fleiß die Rede ist, dann bitte aufpassen: Die Formulierung „stets bemüht“ bedeutet nichts anderes, als dass Du es nicht geschafft hast, die Dir übertragenen Aufgaben zur Zufriedenheit Deines Vorgesetzten zu erledigen. Dies entspricht auf der Skala der Note „6“ (ungenügend).

Die Arbeitszeugnis-Formulierung „stets zur vollen Zufriedenheit“ bedeutet: Gute Leistung – sie wird mit Note „2“ klassifiziert.

Noch besser ist „stets zur vollsten Zufriedenheit“ Diese Bewertung entspricht der Note „1“.

Du findest folgenden Passus im Schriftstück: „Sein/Ihr Verhalten gegenüber dem Meister/Vorarbeiter/Kollegen war stets einwandfrei“? Glückwunsch- die ist eine Einser-Bewertung!

Achtung: Falls ein Nachsatz folgt zu „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ mit dem Wortlaut „Besonders betonen möchten wir die ausführlichen Projekt-Reporte des Mitarbeiters xxx“, bedeutet dies einen Hang zu übertriebener Gewissenhaftigkeit und Pedanterie. Der versteckte Hinweis soll den neuen Arbeitgeber davor warnen, dass es sich hier um eine schwierige Person handelt, der es vielleicht auch an Teamfähigkeit mangelt.

Zeugnisse, die der Note 3 oder 4 entsprechen, können folgendermaßen formuliert sein und so die Offensichtlichkeit der negativen Beurteilung geschickt umgehen: „Bezüglich seines/ihres Verhaltens gegenüber Kollegen und dem Meister/Polier/Vorarbeiter/Baustellenleiter gab es keine Beanstandung.“

Ende gut, alles gut? Auch die Formulierung „Wir bedauern …“ am Ende des Schriftstücks ist entscheidend, um ein ausgestelltes Zeugnis als positiv zu bewerten. Fehlt dies, ist das ein schlechtes Zeichen.

Wie kann man beurteilen, ob ein Zeugnis gut ist?

Das Schriftstück muss einwandfrei und ohne Flecken sein. Ausbesserungen oder Wortstreichungen sind nicht zulässig. Ein gutes Zeugnis muss mit Sorgfalt erstellt werden. Es enthält das Firmenlogo, eine kurze Präsentation des Unternehmens und des Mitarbeiters sowie den Kündigungsgrund. Dann sollte das Arbeitszeugnis die wesentlichen Tätigkeitsfelder des Mitarbeiters aufzählen und schließlich auch seine Leistung sowie das Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten bewerten. Grundsätzlich gilt: Je anspruchsvoller die Stelle des Arbeitnehmers war, desto umfassender und genauer sollten seine verrichteten Aufgaben beschrieben werden. Ein positives Zeichen ist es, wenn das Zeugnis von Genauigkeit geprägt ist und eine ausführliche Tätigkeitsbeschreibung enthält. So kann sich der neue Arbeitgeber ein konkretes Bild davon machen, was zu den Aufgaben des Bewerbers gehörte und worin er bereits Erfahrung hat. Er sieht auch Dein Fachwissen und Deine erfolgreich absolvierten Weiterbildungen. Er erfährt, ob Du alle Tätigkeiten zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt hast und ob Du ein positiv denkender Mensch bist, der die beruflichen Dinge angepackt und vorangebracht hat.

Am Ende des Arbeitszeugnisses lobt Dein bisheriger Arbeitgeber Deine Motivation und Eigeninitiative sowie Dein Interesse an Fortbildung. Im Fließtext betont Dein Vorgesetzter ausdrücklich das Bedauern Deines Ausscheidens.

Achtung: Es kommt auch auf die Reihenfolge an. Einige Formulierungen entsprechen nur der Note 3 oder 4, weil der Personaler diese erst an zweiter Stelle aufführt. Mit diesem Trick landen scheinbar positive Beurteilungen bloß im Mittelfeld. Es ist also nicht ganz einfach für den Laien, diesen Geheimkodex zu entschlüsseln.

Ein schlechtes Arbeitszeugnis wird dem Arbeitnehmer nicht gerecht und nennt nicht alle Zuständigkeiten und Tätigkeiten, die er ausgeübt hat.

Wie alt dürfen Arbeitszeugnisse sein?

Sie sollten unter zehn Jahre alt sein. Alle anderen sind für Deinen neuen Arbeitgeber nicht mehr aussagekräftig. Erledigte Projekte, die zehn Jahre oder länger her sind, haben also in Deiner Bewerbung nichts mehr zu suchen.

Wohin gehören Zeugnisse bei der Bewerbung?

Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis hat Priorität bei vielen Personalern. Es spielt eine wichtige Rolle bei den Einstellungskriterien und spiegelt Dein Verhalten Deinen Vorgesetzten gegenüber und Mitarbeitern wider. Triff jedoch eine Auslese, wenn es darum geht, mit Deiner Bewerbung zu punkten. Zu viele beigelegte Arbeitszeugnisse beweisen eher die Unsicherheit des Bewerbers und kosten denjenigen, der die Bewerbungen sichtet, viel Zeit und Mühe. Solche Bewerbungen landen schnell im Papierkorb. Schicke deshalb nur die Zeugnisse mit, die für Deinen neuen Arbeitgeber relevant sind und zum anvisierten Job passen. Das zeigt, dass Du Dich fokussieren kannst. In Deiner Bewerbungsmappe sollten die Arbeitszeugnisse hinter Deinem Lebenslauf platziert werden. Reiche nicht mehr als drei ein und lege das Neueste obenauf.

Wenn Du Deine Bewerbung per Post schickst, denke daran, nur Kopien von Deinen Zeugnissen zu senden, keinesfalls Originale! Falls Du die digitale Form bevorzugst, sende Deine Zeugnisse zusammen in einem einzigen PDF-Dokument als Dateianhang.

Im Arbeitszeugnis: Wie kann man sich gegen falsche Formulierungen wehren?

Dein Arbeitszeugnis ist kein Meisterwerk – es enthält vielmehr negative Beurteilungen, die nicht angemessen sind? Dagegen kannst Du Dich zur Wehr setzen. Das Zeugnis muss zudem einem bestimmten Aufbau entsprechen und darf nicht nur eine einzelne Note enthalten. Und natürlich ist die handschriftliche Signatur des Personalers obligatorisch. Auch wenn Du im Dokument herabsetzende Formulierungen findest, die Deine Person betreffen, kannst Du bei Deinem Arbeitgeber Widerspruch einlegen und eine Korrektur dieser negativen Passagen verlangen. Beachte: Das Anfechten des Arbeitszeugnisses muss schriftlich vonstattengehen. Im Einzelfall empfiehlt es sich, einen Anwalt für Arbeitsrecht zu konsultieren. 

Fazit:

Arbeitszeugnis-Formulierungen stellen eine Herausforderung für jeden Handwerksbetrieb dar. Das Erledigen wichtiger schriftlicher Angelegenheiten zählt meist nicht gerade zu den Kernkompetenzen eines Handwerkers, vor allem, wenn es darum geht, ein einfaches oder qualifiziertes Arbeitszeugnis für seinen Angestellten zu schreiben. Trotzdem ist die Führungsetage des jeweiligen Handwerkbetriebs an den § 109 Abs.1 GewO gebunden und somit verpflichtet, ihren Mitarbeitern ein  Arbeitszeugnis auszustellen. Da das Erstellen dieser Dokumente nicht zu den Spezialgebieten des Handwerkers gehört, bietet die Handwerkskammer ihren Support bei der Formulierung von Zeugnissen an. Darüber hinaus gibt es passable Zeugnisgeneratoren für die Handwerksbranche, die vom Arbeitgeber genutzt werden können.

Ganz klar: Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis sagt mehr über den Mitarbeiter aus und enthält genauere Informationen. Es ist darin nicht nur vermerkt, wie viel Sorgfalt der Arbeitnehmer in seinem Handwerksberuf hat walten lassen. Aus den Formulierungen des Arbeitgebers sollte auch hervorgehen, welches Fachwissen der Arbeitnehmer mitgebracht und während seiner Tätigkeit einwandfrei angewendet hat. In einem qualifizierten Arbeitszeugnis steht ferner, wie viel Motivation und Eigeninitiative der Arbeitnehmer neben sozialer Kompetenz zeigte. Außerdem, ob er Verantwortungsbewusstsein und Engagement bewies oder nur Dienst nach Vorschrift verrichtete, sozusagen bloß „bemüht“ war.

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